Warum Mut und Muse dazu gehören, und solche Dinge in unserer modernen Zeit so gut wie aussterben. Für einen Freund.
In so manchen Minuten im Leben bekommt man Gänsehaut. Nicht sprichwörtlich. Tatsächlich. So geht es mir immer mal wieder. In diesem Herbst schenkte mir ein sehr, sehr lieber und wertvoller Freund einen Brief und ein Buch. Leider sehen wir uns viel zu selten, deshalb habe ich mich ganz arg über die zwei Seiten Text gefreut, die er geschrieben hat.
Ich habe die Zeilen verschlungen. Lächeln, Gänsehaut, ein wenig Wehmut… Kurz: Ich war tief berührt!
Etwas Außerordentliches, etwas sehr Aufrichtiges und Aesonders, so ein Brief – finde ich. Ein Brief bedeutet Muse, Zeit, Geduld, Kreativität, Empathie und für viele bestimmt auch Mut. Doch wer einen Brief bekommt – natürlich keine Telefonrechnung, nein – wer einen richtigen Brief bekommt, aus Papier, mit gedrucktem oder handschriftlichem Text, der staunt. Der wird andächtig. Es ist ein ganz besonderes, seltenes Geschenk.
Der Brief liegt in dem Buch, das ich inzwischen so gut wie gelesen habe: Marc Aurel, Selbstbetrachtungen. Es geht in dem Buch darum, wie wir Menschen gute Menschen sein können. Erfüllt, zufrieden, glücklich, tugendhaft. Oder, um es moderner auszudrücken: Was muss ich tun, um andere und mich glücklich zu machen. Der Ursprung dessen, also der Tugend, liegt in uns, heißt es in dem Buch. Sehr viel Philosophie ist das. Tut jedoch richtig gut. Nahrung für den Geist!
Glück ist nicht immer schwer. Der Brief meines Freundes hat mich unglaublich glücklich gemacht. Er ist nicht materiell und dennoch von unschätzbarem Wert. Und darum geht es. Wir sollten in unserer digital-materiellen Welt erkennen, was tatsächlich glücklich macht. Was eben keinen konkreten Wert in Zahlen hat. Schreiben wir doch einfach mehr Briefe, wie wäre es? Doch dazu gehören Zeit und Muse. Sowohl für denjenigen, der einen Brief schreibt. Aber auch für denjenigen, der einen solchen liest.
Alle diese Dinge gehen verloren in unserer Zeit. Also diese Dinge mit Muse, Zeit… . Jeder ist gehetzt. Auch ich. Jeder lebt mit zwei Seelen. Digital und zwangsweise analog. Ach, irgendwie ist alles recht komisch geworden. Auch deshalb ist der Brief etwas ganz besonders. Er erdet. Und bleibt. Danke!
(Schmuckbild: Pixabay/free)